In der Reihe Forschungseinblicke möchten wir regelmäßig aktuelle Publikationen und Forschungsprojekte der deutschsprachigen Informationswissenschaft vorstellen. Weitere Beiträge der Reihe finden Sie auf der entsprechenden Kategorieseite.
GEDIS-Projekt: Förderung der Geschlechtervielfalt in der Hochschulbildung
Das GEDIS-Projekt (Gender Diversity in Information Science: Challenges in Higher Education) verfolgte das Ziel die Vermittlung und das Verständnis von Fragestellungen rund um Geschlechter und Diversität im Bereich der Bibliotheks- und Informationswissenschaften zu verbessern. Das Projekt wird durch die Erasmus+ Key Action 2: Cooperation Partnerships in Higher Education im Zeitraum von Dezember 2024 bis November 2027 gefördert.
Das Projekt wird an der Universität Barcelona koordiniert. Aus der deutschsprachigen Informationswissenschaft sind die Universität Hildesheim sowie die Fachhochschule Kärnten beteiligt. Weitere Projektpartner sind die Universität Osijek, Universität Zadar, Universität Sarajevo und die Silesian University in Opava.
Projektziele
Das GEDIS-Projekt verfolgt zwei Hauptziele:
- Verständnis der Integration von Geschlechtervielfalt in die Ausbildung der Bibliotheks- und Informationswissenschaft in sieben verschiedenen Ländern. Dazu gehört die Analyse der Perspektiven von Studierenden, Lehrenden und Bibliothekar*innen zu diesem Thema.
- Entwicklung nützlicher Werkzeuge und Ressourcen, um Geschlechtervielfalt in die Hochschullehre besser zu integrieren. Diese Werkzeuge sollen das Lernen inklusiver und gerechter machen.
Um diese Ziele zu erreichen, verfolgt das Projekt folgende spezifische Maßnahmen:
- Analyse bestehender Curricula, um den Fokus auf Geschlechtervielfalt zu bewerten.
- Befragung von Studierenden, Lehrenden und Bibliothekar*innen zu ihren Erfahrungen mit Geschlechtervielfalt in der Hochschulbildung.
- Identifizierung bewährter Lehrmethoden, die bereits Geschlechtervielfalt berücksichtigen.
- Entwicklung von drei Toolkits mit Lernmaterialien für Studierende, Lehrende und Bibliothekar*innen. Diese enthalten Beispiele, Fallstudien und Aktivitäten, um ein besseres Verständnis für Geschlechtervielfalt zu fördern.
Das Projekt wird Berichte, Schulungen, Forschungsartikel und Bildungswerkzeuge erstellen. Diese Ressourcen werden unter einer offenen Lizenz online frei zugänglich sein, sodass sie von allen genutzt und angepasst werden können.
Relevanz des GEDIS Projekts
Geschlechterungleichheit bleibt in vielen Bereichen ein erhebliches Problem, darunter in der Kulturindustrie und im Informationssektor. Frauen und Minderheiten stoßen oft auf Hindernisse für ihre vollständige Teilhabe und Anerkennung. Hochschulen können dazu beitragen, diese Herausforderungen zu bewältigen, indem sie Studierende dafür sensibilisieren und dazu ermutigen, diskriminierende Strukturen zu hinterfragen.
Das GEDIS-Projekt baut auf dem Erfolg einer kleineren Initiative namens GENDIMS auf, die 2021 an der Universität Barcelona ins Leben gerufen wurde. GENDIMS zeigte, dass die Integration einer Geschlechterperspektive in Lehrpläne die Bildungsqualität verbessern kann. GEDIS erweitert diese Idee nun auf weitere Länder und schafft ein Netzwerk von Hochschulen, die gemeinsam die Geschlechtervielfalt fördern.
Durch die Förderung interdisziplinärer und internationaler Zusammenarbeit trägt GEDIS zum Aufbau eines gerechteren und inklusiveren Hochschulsystems bei. Es unterstützt die Entwicklung fairer Lehrpraktiken und bereitet Studierende darauf vor, eine gerechtere Gesellschaft zu gestalten.
Weitere Informationen und Ressourcen zum Projekt
Projektwebseite mit weiteren Informationen zum Projekt: https://www.ub.edu/gedis/de/
Im Zuge des Projekts entwickelte OER: https://zenodo.org/communities/gedis/records?q=&l=list&p=1&s=10&sort=newest
Beitrag von Stefan Dreisiebner