In der Reihe Der HI stellt vor möchten wir regelmäßig die Hochschulstandorte der Informationswissenschaft vorstellen und somit die Vielfalt der Forschungs- und Lehrinhalte demonstrieren. Weitere Beiträge der Reihe finden Sie dann in Zukunft auf der entsprechenden Kategorieseite.
Die Geschichte des Instituts für Informationswissenschaft (IWS) an der Technischen Hochschule Köln geht zurück bis ins Jahr 1928, damals noch unter dem Namen der Vorgängereinrichtung, der Westdeutschen Volksbüchereischule. Diese ging 1949 in das das Bibliothekar-Lehrinstitut des Landes Nordrhein-Westfalen über und wurde 1982 die Fachhochschule für Bibliotheks- und Dokumentationswesen, welche 1995 letztlich in die damalige Fachhochschule Köln (FH Köln) eingegliedert wurde. Zunächst fungierte man als Fachbereich Bibliotheks- und Informationswesen, später dann als Fachbereich Informationswissenschaft um dann im Rahmen der Hochschulreform 2002 in der neugegründeten Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaften aufzugehen. Aus dem Fachbereich wurde dann letztlich das IWS, das zusammen mit dem Institut für Translation und Mehrsprachige Kommunikation (ITMK) und dem Forschungsinstitut für Informationsmanagement (IIM) die drei Institute der Fakultät bildet. 2007 wurde das ZBIW – Zentrum für Bibliotheks- und Informationswissenschaftliche Weiterbildung in das IWS integriert. Mit der Umbenennung zur Technischen Hochschule im Jahr 2014 hat das Thema Digitalisierung hochschulweit, aber auch besonders am IWS eine immer stärkere Rolle eingenommen, was sich bspw. in den folgenden Darstellungen der Lehr- und Forschungsaktivitäten darstellt.
Das IWS der TH Köln bietet zurzeit drei Bachelor- und drei Master-Studiengänge mit aktuell rund 800 Studierenden an:
- Bachelor-Studiengang Data and Information Science (B.Sc.)
- Bachelor-Studiengang Bibliothek und digitale Kommunikation (B.A.)
- Bachelor-Studiengang Online-Redaktion (B.A.)
- Master-Studiengang Digital Sciences (M.Sc.)
- Master-Studiengang Master in Library and Information Science (MALIS)
- Master-Studiengang Markt- und Medienforschung (M.Sc.)
Die Bachelor-Studiengänge des Instituts für Informationswissenschaft haben sich in den vergangenen Jahren jeweils mit eigener Schwerpunktsetzung recht unabhängig voneinander profiliert, seit der letzten gemeinsamen Akkreditierung im Jahre 2019 jedoch auch eine engere Verzahnung erfahren. So zeigte sich, dass durch die zunehmende Digitalisierung aller adressierten Praxisfeldern zum Verschwinden analoger Prozesse (bspw. in Bibliotheken und Informationsvermittlungsstellen) führt und dieser Entwicklung in den neuen Studiengängen Rechnung getragen werden sollte. Die bisherige Orientierung der Bachelor-Studiengänge auf den Content (Verwalten, Recherchieren, Produzieren) wurde in diesem Sinne nun ergänzt durch eine Daten-Orientierung, sichtbar z.B. im neuen Studiengang Data and Information Science, der den vorherigen Studiengang der Angewandten Informationswissenschaft ablöst. Eine Besonderheit dieses Studienganges ist die Möglichkeit der Spezialisierung auf die Schwerpunkte Data Librarian und Data Analyst. Der Data Librarian kooperiert dabei mit dem Studiengang Bibliothek und digitale Kommunikation und besetzt das Profilbild der/des Daten-Spezialist/in, wobei bswp. der gesamte v.a. technisch zu organisierenden Lebenszyklus von Forschungsdaten und den zugehörigen IT-Systemen in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen im Zentrum steht. Der Data Analyst wiederrum trägt der gestiegenen Bedeutung von Auswertung und Analyse von wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Daten (Big Data) Rechnung. Auch der Studiengang Online-Redaktion wurde um eine datenorientierte Studienrichtung erweitert, die es den Studierenden erlaubt sich auf das wachsende Praxisfeld des Datenjournalismus zu spezialisieren.
Seit 2021 werden die beiden etablierten Masterprogramme Markt- und Medienforschung (MuM) und Master in Library and Information Science (MALIS) um den konsekutiven Master Digital Sciences ergänzt. Der konsekutiven Master MuM ist darauf ausgerichtet, methodisch und inhaltlich Generalist*innen für die Markt- und Medienforschung auszubilden. Das Studium ist forschungsorientiert, bündelt das Fachwissen beider Disziplinen und macht die Studierenden mit den neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen und -methoden vertraut. Der viersemestrige berufsbegleitende Weiterbildungsstudiengang MALIS qualifiziert Absolventinnen und Absolventen verschiedener Fachdisziplinen sowie Bibliothekarinnen und Bibliothekare (Diplom/Bachelor) für Leitungs- und Führungsaufgaben in Bibliotheken und anderen Informationseinrichtungen. Sein spezifisches Profil gewinnt der Studiengang durch die enge Zusammenarbeit mit der bibliothekarischen und informationswissenschaftlichen Forschung und Praxis. Der neue Master Digital Sciences, der in Kooperation mit der Fakultät für Informatik und Ingenieurwissenschaften angeboten wird, bündelt das Lehrangebot von Informationswissenschaft und Informatik mit einem neuen Studiengangskonzept, das es Studierenden erlaubt aus dem gesamten Fächerkanon der beiden Fakultäten einen individuellen Studienverlauf zusammenzustellen. Besonders in der informationswissenschaftlichen Studienrichtung Data and Information Science lässt sich somit der Methodenmix aus Informationswissenschaft und Informatik in Forschung und Lehre abbilden.
Zur Bündelung der Forschungsaktivitäten wurde wie bereits erwähnt 1997 das Institut für Informationsmanagement (IIM) eingerichtet und im Rahmen der Umstrukturierung der Hochschule und der Bildung von Fakultäten als Forschungsinstitut in die Fakultät eingegliedert. Das IIM hat die Aufgabe, Forschungs-, Entwicklungs- und Beratungsvorhaben im Bereich des Informationsmanagements vorzubereiten, durchzuführen und zu koordinieren. Es hat zum Ziel, die Forschungsaktivitäten innerhalb der Fakultät organisatorisch und räumlich zu bündeln und so Transparenz zu schaffen und Synergien zu nutzen. Derzeit sind am IIM mehrere drittmittelfinanzierte Forschungsprojekte angesiedelt, die auch die Spannbreite der Forschungsthemen aufzeigen: Von Data Literacy (Projekt DALI, gefördert vom Stifterverband), über Verfahren zur Informationsextraktion für Datenjournalisten (Projekt JoIE, gefördert von der Klaus-Tschirra-Stiftung) bis hin zur Forschung über die Wirkung und Mechanismen von Altmetrics (Projekt UseAltMe, gefördert vom BMBF). Dabei kooperiert das Institut auch mit Einrichtungen der wissenschaftlichen Informationsversorgung, wie bspw. GESIS oder ZB MED (Projekt STELLA, gefördert durch die DFG).
Kontakt im HI: Prof. Dr. Philipp Schaer